Die Kehrseite der Medaille

oder – Was treibt der Thron, wenn er nicht repräsentiert?

Um es ein für allemal zu sagen, der Thron besteht aus eigenständigen Personen mit jeder menge Einfallsreichtum in Gestaltung und deren Ausführung. Die Königin singt heute noch das hohe Lied auf Grips, Sand, Leim und Wasser. Allein diese zutaten sorgten dafür, dass nach Einstellung der Weihnachtsbasteleien ihr Parkettboden nicht gerade in vollem Glanz erstrahlte und ihre Tische arg in Mitleidenschaft gezogen wurden. Nach Beendigung der Vorbereitung des Thronschmucks etc. pp. Mussten die Wohnungen des Königpaares, da wechselhäusig gebastelt wurde, generalüberholt werden.

Um die Ideen in die Tat umzusetzen, bedurfte es wie nicht anders zu erwarten, der mehrfachen Zusammenkünfte. Dabei kamen auch unsere Mägen und Leber zum Einsatz. Wie heißt es so schön: Leerer Bauch bastelt nicht gern. Oh ja, es war reichlich da.

Spaß hatten wir immer, kleinere Wettstreite untereinander waren an der Tagesordnung: wer besorgt den dünnsten Draht, wo gibt es die besten krummen Nägel, wer macht die bekömmlichsten Reibekuchen, wann ist die erste Flasche Obstler leer? Wie man lesen konnte, ist die Thronarbeit hinter den Kulissen sehr umfangreich, doch wir wollen sie nicht missen. Im nächsten Jahr da schauen wir zu, wenn andere sich im Glanze sonnen. Wir sind zwar nicht ganz pflegeleicht doch das Wort Kameradschaft hat einen anderen Stellenwert bekommen.

Gut Schuss
Königspaar nebst
Kammerpaare des Thrones 2001/2002
(aus der Festzeitschrift 2002)

Es war einmal…

…ein Prinz, der schoß seiner Prinzessin einen Vogel, einen prächtigen riesigen Adler, der an einem warmen und sonnigen Tag im Juni des letzen Jahrtausends durchlöchert von Hunderten von Schüssen vom Himmel fiel. Der ganze Hofstaat feierte den Prinzen, Kai II Lösgen mit seiner Prinzessin Stephanie II Weltmann und das Königspaar Herbert I Escher mit seiner bezaubernden Königin Christel I Hipp drei Tage und drei Nächte lang mit lauter edlem Trank, traditioneller Musik und adligen Gästen. Doch schon am vierten Tag mußte die Throngesellschaft fort. Sie hatten königlichen Pflichten nachzugehen und mußten ihr Zuhause, das schöne prunkvolle Kastell in dem alten Flecken Holten, verlassen.

Ihre Reise war nicht lang und sie mußten auch nicht weit fort. In dem Nachbarflecken Marxloh, gelegen in Duisland, welches von einem anderen König beherrscht wurde, wurde am achten Tag des achten Monats ein großes Fest gefeiert, auf dem der tollkühne Prinz mit seiner Prinzessin bis spät in die Nacht zu tanzen wußte. Schon am zwanzigsten Tag des gleichen Monats erreichte die königliche Gesellschaft die Tore des geliebten Kastells wieder, von denen aus eine freudige Rundfahrt auf den eher unköniglichen (Draht)Eseln zu Ehren der Heimgekommenen angesetzt wurde. Bevor dann die nächste königliche Pflicht auf das gelobte Prinzenpaar zukam, verlebten sie ihre knappe Freizeit auf kleineren Festen des Hofstaates oder bei amüsanten Spielen im Dorf. Denn schon am siebzehnten Tag des neunten Monats reisten sie mit den Kindern des Hofstaates in eine ferngelegene Region namens Phantasia Land, teilwei-se noch unerforscht, wo sich die Kleinen im Umgang mit Drachen und anderen Fabelwesen üben sollten. Denn diese Fähigkeit sollte sich schon sieben Tage später bezahlt machen.

Es war ein großer Tag für den tapferen Prinzen. Das bezaubernde Fest im Holtener Kastell zu Ehren des Stadtprinzen wurde überschattet. Eine riesige Bestie, ein verhexter hölzerner Vogel versuchte, die Prinzessin zu entführen, doch der tapfere Prinz konnte den Dämonen töten und bekam den Ehrentitel des jugendlichen Kreiskönigs, eine Ehre, die nur den Besten und Tapfersten gebührt. Seine neuerworbenen Ehrenabzeichen konnte der Prinz nun auf dem schillernden Feste auf der Burg zu Vondern ausgiebig bewundern lassen.

Für das heilige Fest des Jesus von Nazareth hatte sich die Königin, eine gütige und liebe Frau, besonders für die Kleinen im Volke etwas Bezau-berndes ausgedacht. Man ließ einen Hofkasper kommen, der die Kinder unterhielt, und der Barde stimmte ein heiteres Liedchen nach dem anderen an. Das Jungvolk des Reiches wurden auf Kosten der Staatsschatulle ins zeitgenössische Theater eingeladen und mit einem vollen Magen und zufriedenen Gesichtern von den Hofbediensteten wieder in die Obhut der Eltern zurückgebracht.

Am vierundzwanzigsten Tag des zweiten Monats eines neuen Jahres feierte man ein weiteres königliches Fest zu Ehren aller Narren, die es zu ihrem Beruf gemacht hatten, die königlichen Damen und Herren zum Lachen zu bewegen.

Am ersten Tag des vierten Monats berief die königliche Beraterin Carmen Weigl zu einem Tag im Sinne der Fortbildung alle Kinder des Reiches ins Kastell, um sie in Hindernislauf und Denksport zu lehren. Am zwölften Tag des fünften Monats mußte die königliche Gesellschaft mit ihrem Gefolge das geliebte Kastell nun wieder verlassen. Vom Monarchen des Königreiches Styrum eingeladen, verbrachte man hier einen wunderschönen Abend mit viel Tanz und volkstümlicher Musik, die der Prinzessin noch sieben Tage später, bei der Ankunft im Kastell, im Ohre klang. Wieder war der ganze Hofstaat so erfreut über die Wiederkehr der könig-lichen Familie, daß man die traditionelle Rundfahrt auf dem Drahtesel ansetzte. Denn die königliche Gesellschaft mußte schon am fünften Tag nach der Heimkehr wieder fort in das Dorf bei Schmachten, wo es ein zweitägiges Fest feierte.

Am folgenden Tag ritt man weiter zu einem Feste im Hause des Mateckis, und der krönende Abschluß war schließlich das Fest im Nachbarstaate Holtens, in Barming. Nun ritten die königlichen Hoheiten wieder zurück nach Hause. Der junge Hofstaat überraschte seine Herrscher mit einem spritzigen und erfrischendem Bad, was denen nach dieser langen Reise äußerst angenehm war. Die Prinzessin lag einfach nur da und überdachte all die Reisen und die Feste, die sie nun miterlebt hatte. Sie war sehr glücklich, in dieser Familie leben zu dürfen und solch ein wunderbares und ehrgeiziges Volk zu haben. Und wenn sie nicht gestorben ist, dann ist sie auch heute noch so glücklich.

Lied: Ja bei uns in Holten

Refrain
Ja bei uns in Holten am Emscherstrand,
da feiern die Schützen und kommen nicht an Land.

1. Strophe
Damals, vor unendlich langer Zeit,
da machten die Schützen in Holten sich breit.
Die Jahre vergingen, viel war gescheh’n,
doch beim Schießen, da kann man sie heute noch sehn.

Refrain
Ja bei uns in Holten am Emscherstrand,
da feiern die Schützen und kommen nicht an Land.

2. Strophe
Einmal im Jahr ist hier etwas los,
da feiert die Gilde ihr Fest ganz groß.
Das alte Kastell wird auf Hochglanz gebracht,
wenn es sein muß, auch bis ganz spät in die Nach

Refrain
Ja bei uns in Holten am Emscherstrand,
da feiern die Schützen und kommen nicht an Land.

3. Strophe
Der Vogel am Schießstand, der wird bombardiert,
ein „Hoch“ auf den König, dem wird gratuliert.
Die Schützengeschwister, die freuen sich sehr,
jetzt ist allen klar: eine Runde muß her.

Refrain
Ja bei uns in Holten am Emscherstrand,
da feiern die Schützen und kommen nicht an Land.

4. Strophe
Die Grünröcke singen ein Klagelied,
weil sie nicht mehr grad’aus gucken können, so’n Schiet.
Die Frauen, die blocken zu Haus‘ aus den Tür’n,
ihre Männer, sie kommen auf allen Vier’n.

Refrain
Ja bei uns in Holten am Emscherstrand,
da feiern die Schützen und kommen nicht an Land.
Ja bei uns in Holten am Emscherstrand,
da feiern die Schützen und kommen nicht an Land.

Gildelied

Was zieht durch Holtens Straßen
In schmucker grüner Tracht?
Das ist die Schützen Gilde
Von 1308!

Sie wurde einst gegründet
Vom Grafen von der Mark.
Die Heimat zu beschützen,
Macht er sie groß und stark.

Sie hielt von Holtens Mauern
Gar manchen grimm´gen Feind.
Und hat Jahrhundert´ überdauert
In Einigkeit vereint.

Der alte Pappenheimer
Stürmte gegen Holten vor,
Jedoch die Schützengilde
Verschloss ihm schnell das Tor.

Die Belagerung dauerte lange,
Eh´ Pappenheim erkannt,
Dass Holten nicht zu nehmen,
Er zog dann ab ins Land.

Der Landesherr Friedericus
Hat die Gilde noch geehrt,
Er schenkt einen Schild aus Silber,
weil sie sich so bewährt.

Der Geist alter Vergangenheit
Noch weiter in uns wacht!
Es lebe Holtens Gilde
Von 1308.

Verfasser Otto Nohlen; Erstmals gesungen anlässlich des Schützenfestes und der Fahnenweihe in den Tagen vom 16. bis 19. Mai 1953.